Kirche oder Auto - Die Konfirmation

von Werner

Im Sommer 1941 wurde mein Jahrgang als Konfirmanden vorgestellt. Ich wurde von meinem Freund Muth Hans abgeholt, die Taufpatin (God) war auch schon da und wartete auf die Mutter.

Als wir beiden Buben auf dem Weg zur Kirche waren, stand da der Bürgermeister Resch mit dem Verwalter des Gutsbetriebes Zeller neben einem sehr schönen Personenauto. Wir Buben blieben stehen und bewunderten das schöne Auto, das dem Gutsbetrieb gehörte, denn wir hatten so ein schönes Auto noch nicht gesehen, da es damals nur sehr wenige Personenautos gab.

Der Herr Bürgermeister, der mit unserem Vater viel beisammen war, fragte mich, ob ich mit nach Nickelsdorf fahren will, oder ob ich in die Kirche gehen muss. Ich weiß nicht, ob ich mir nicht getraut habe zu sagen, dass ich in die Kirche gehen muss, weil ich als Konfirmand vorgestellt werde, oder ob mich das schöne Auto hypnotisiert hat. Auf jeden Fall saß ich im Auto mit dem Gedanken, dass von meinen Schulkameraden sicher noch keiner mit einem Personenauto mitfahren durfte.

Aber sehr schnell holte mich die Wirklichkeit ein und ich machte mir Gedanken was wohl sein würde. Wenn ich nach Hause komme. Wir waren aus Nickelsdorf bald zurück und so wartete ich zu Hause auf mein Urteil. Als die Mutter nach Hause kam hat sie schon vom Muth Hans gewusst wieso sie in der Kirche vergebens nach mir Ausschau gehalten hat und wieso der Herr Pfarrer beim Hinausgehen aus der Kirche zu ihr gesagt hat, der Geist wäre willig, aber das Fleisch ist schwach. Jedenfalls habe ich nie zuvor oder danach je solche Schläge von der Mutter bekommen, wie damals.

Konfirmandenunterricht hatten wir beim Ortspfarrer Karner nur wenig, denn dieser musste bald danach einrücken. Es kam dann der Herr Superintendent Dornhöfer, der auch Ortspfarrer in Nickelsdorf war mit einem Pferdegespann einmal im Monat zum Gottesdienst. Und anschließend hatten wir Konfirmandenunterricht, wobei wir für ein ganzes Monat die Hausaufgabe zum Lernen bekamen. Der Fuhrmann, der ihn nach Zurndorf brachte, war der Finster Matthias. Die Konfirmation 1942 war nicht traditionsgemäß zu Christi Himmelfahrt, sondern am 25. Mai Pfingstmontag mit dem Ortspfarrer Karner, der gerade Fronturlaub hatte. Den Eintrag im das Register besorgte Herr Superintendent Dornhöfer, Sodass Pfarrer Karner in den Kirchenbüchern nicht als Konfirmierender aufscheint.

Quelle: Michael Pschaiden