Die Gefangenschaft

von Werner

Die Front kam immer näher und es musste schon im Frühling und im Sommer der Jahrgang 1928 zur Volkssturmausbildung nach Bruck einrücken.

Im Herbst musste mein Jahrgang 1929 das erste Mal jeweils auf 10 Tage und im Jänner das zweite Mal einrücken. Der erste Lehrgang war Übung mit Karabiner 98K, der Zweite mit Maschinengewehr MG42.

Mein Bruder Andreas musste im Oktober gerade sechzehnjährig mit seinem Jahrgang zur Assentierung, wo er auf sechs Monate zurückgestellt wurde. Trotz seiner Zurückstellung musste er am 29. Dezember 44 zur Heimatflak (Fliegerabwehr) einrücken, denn Heimatflak wurde nicht als Militär bewertet.

Nach einer Kurzausbildung wurde er zur Heeresflak überstellt, und nachdem die Westfront schon tief in Deutschland tobte, wurde er zum Infantrieeinsatz geschickt und im Alter von gerade sechzehneinhalb Jahren bei Schweinfurt gefangen.

Die Gefangenen wurden eingeschifft und in Richtung USA gefahren. Nach mehr als am halben Weg war der Krieg zu Ende und das Schiff wendete in Richtung Frankreich. Die Gefangenen am Schiff wurden den Franzosen überstellt.

Nachdem Andreas am Schiff an Ruhr erkrankte war er sehr geschwächt. Er hatte einen Freund der viel älter war als er. Der riet ihm sich zur Arbeit zu den Bauern zu melden, weil bei den Bauern, sagte ihm dieser, gibt es sicher mehr zu essen, als im Gefangenenlager.

Schließlich kam er am 6. Mai 1946 aus der Gefangenschaft nach Hause. Er erholte sich bald und war von uns beiden immer der Kräftigere, bis er im Jänner 1948 krank wurde und am 27. Mai 1948 infolge einer zu späterkannten Krankheit starb.

Quelle: Michael Pschaiden