Federn schleissen

von Werner

Um Mädchen im heiratsfähigen Alter versorgen zu können, hatten manche Familien bis zu 30 Gänse.

Die Gänse zu beaufsichtigen wenn sie auf die Weide getrieben wurden, war die Aufgabe von den Kindern, auch mussten sie alle wieder nach Hause bringen.

Dies ging oft nicht ohne Tränen ab. Wenn die jungen Gänse schon fliegen konnten und sich  in die Lüfte erhoben, hatten die Kinder das Nachsehen. Dann begann ein stundenlanges Suchen. Oft fanden wir sie nicht, aber siehe da, am Abend stand die Gänseschaar vor dem Haustor und bat schnatternd um Einlass.  

Die Gänse wurden zweimal im Jahr gerupft, die Federn im Winter geschlissen. Das war eine unserer Beschäftigungen an den langen Winterabenden. Wir hatten in der Küche einen großen Tisch, auf den die Federn geschüttet wurden. In der Mitte wurde ein Loch freigemacht und hier hinein stellten wir eine hohe Petroleumlampe – wir bekamen erst 1956 den Strom. Um den Tisch herum saßen 8-10 Frauen und wir Kinder. Dann wurden die Federn von den Kielen gerupft. Während der Arbeit wurde so manches erzählt, Husten, Niesen und lautes Lachen waren verboten, sonst flogen die Federn. 

Es wurde bis 22 Uhr gearbeitet und danach gab es für uns Kinder Tee, für die Erwachsenen ein Stamperl Kümmel- oder Kaiserbirn Likör, der von meiner Mutter selbst gemacht wurde. Wenn jemand Angst hatte alleine nach Hause zu gehen, begleiteten wir ihn. Bei der Gelegenheit nahmen wir die Stengel von den Federn mit und streuten sie vor einem Haus in den Schnee, wenn wir  jemanden ärgern wollten. Das Federnschleißen dauerte bis zu 2  Wochen.  Als Abschluss wurde der Federhahn gefeiert. Da wurde jede Menge Bäckerei gebacken, dazu gab es Glühwein, so feierten wir das Ende des Federnschleißen bis zum nächsten Jahr.  

Quelle: Eine Geschichte einer ehemaligen Zurndorferin