Tee und Butter oder Teebutter

von Werner

Eines Tages waren mein Bruder, der war um ein Jahr älter als ich, und ich bei Karbasch. Das war eine Holzbaracke in der unteren Hauptstraße, da wurde ein Kaffeehaus geführt.

Wir hatten mit der Familie ein freundschaftliches Verhältnis. Da kam der in der Nachbarschaft wohnende Zahnarzt Lustkandl und bestellte einen Kaffee und eine Buttersemmel. Die Frau Karbasch, die das Kaffeehaus führte, denn ihr Mann saß gelähmt im Stuhl, schickte uns zum Comor Kaufmann (später Nagy), um eine Semmel und ein kleines Packerl Teebutter.

Wir Buben fragten was wir nun bringen sollten, Tee oder Butter, denn wir haben zu Hause oft Rahm zu Butter gerührt, aber gekauften Teebutter kannten wir nicht. Daraufhin sagte die Frau Karbasch: „Bringt zwei Semmel mit.“

Als die Wirtin ihren Gast bedient hatte, schnitt sie die zweite Semmel durch und bestrich jede Hälfte mit Butter und gab uns beiden eine davon. Seitdem weiß ich was eine Buttersemmel mit Teebutter ist.

An Samstagen im Sommer hatte uns Frau Karbasch am Nachmittag bestellt und wir haben beim Hausbrunnen Wasser geschöpft und mit einem kleinen Eimer in einen Raum getragen, wo eine Blechwanne stand, wo wir das frische Wasser hineinleerten, damit die Wirtin Bierflaschen einkühlen konnte.

Sie selbst war ziemlich gehbehindert und für Eiseinlagerung, wie es die Wirte machten, hatte sie keine Möglichkeit.

Es war damals üblich am Dorf, dass man zum Kaufmann mit dem Bücherl die nötigsten Sachen einkaufen ging und wenn man wieder Geld hatte, die Schuld bezahlt wurde.

Quelle: Michael Pschaiden